Kinder und Jugendliche mit Neurodiversität (Autismus (ASS), AD(H)S oder Hochsensitivität)

In der heutigen Gesellschaft gibt es eine Vielfalt von Denk- und Verhaltensweisen, die über das traditionelle Verständnis von “normal” hinausgehen. «Neurodiversität» oder auch «Neurodivergenz» sind Begriffe, die diese Vielfalt beschreiben und sich auf Menschen beziehen, deren Gehirne auf eine etwas andere Art und Weise funktionieren als diejenigen, die als «neurotypisch» betrachtet werden.

Anders als im traditionellen, medizinischen Modell werden sie nicht als pathologisch betrachtet, sondern als natürliche Variation der menschlichen, neurologischen Entwicklung.

Neurodiverse Gehirne verarbeiten Informationen einfach anders, weshalb sie in einer von neurotypischen Gehirnen aufgebauten Gesellschaft größere Probleme und Herausforderungen zu bewältigen haben.  Für neurodivergente Kinder und Jugendliche ist es manchmal unmöglich, Dinge so zu tun, “wie es alle anderen machen”. So manche alltäglichen Probleme können eine erhebliche Herausforderung darstellen. Damit sie sich im (Schul-)Alltag zurechtfinden

  • benötigen sie oft alternative Strategien und Methoden
  • sind sie in gewissen Situationen auf Hilfsmittel angewiesen (z.B. Kopfhörer als Schutz vor Reizüberflutung).
  • brauchen sie vermehrt Ruhe und Abstand zur Beruhigung des Nervensystems

Neurodivergente Kinder und Jugendliche haben einzigartige Fähigkeiten und Talente. Werden diese erkannt und gefördert sowie ihre individuellen Bedürfnisse mit entsprechenden Massnahmen unterstützt, schaffen sie es, den (Schul-)Alltag besser zu meistern und ihr volles Potenzial zu entfalten.

 

Spezifische Unterstützung von Kindern mit Asperger-Syndrom oder AD(H)S

Aufgrund ihrer angeborenen Neurodiversität und den damit resultierenden Besonderheiten haben die Kinder in ihrem (schulischen) Alltag oft mit zusätzlichen Herausforderungen zu kämpfen. Beispiele dafür können sein:

  • Die Kinder haben Mühe zu planen und sich zu organisieren
  • Die Kinder tun sich schwer bei der Erledigung der Hausaufgaben
  • Die Kinder finden keinen Anschluss zu Gleichaltrigen
  • Kleinste Veränderungen und Abweichungen von gewohnten Abläufen werfen die Kinder oft völlig aus der Bahn
  • Die Kinder haben Mühe über belastende Themen oder Gefühle zu sprechen

In meinem Coaching unterstütze und berate ich die Kinder und Jugendlichen bei ihren individuellen Themen und Herausforderungen im Alltag.
Ich arbeite mit anerkannten und langjährig erprobten spezifischen Methoden und Ansätzen, die zu den herkömmlichen Coaching-Methoden des Kinder- und Jugendcoachings eine wertvolle Ergänzung bilden.

Ziel des Coachings

Ziel des Coachings ist es, die Handlungskompetenzen der Kinder zu stärken und ihre Selbstverantwortung zu fördern. Gemeinsam mit den Kindern erarbeite ich Strategien damit die Kinder lernen schwierige Herausforderungen im (Schul-)Alltag möglichst selbständig zu meistern.

Bei Bedarf berate und unterstütze ich auch gerne das Umfeld der Kinder (Eltern und Familie, Lehrpersonen)

Mögliche Themen:

Schulische Themen

  • Schaffen geeigneter Strukturierungshilfen (Teacch®-Ansatz, s.u.)
  • Hausaufgaben meistern
  • Optimierung der Lern- und Arbeitsorganisation
  • Optimale Lernumgebung schaffen
  • Vorbeugen von Mobbing

Wichtige Übergänge

  • Kindergarten- oder Schuleintritt meistern
  • Unterstützung beim Schul- oder Wohnortwechsel

Soziale Themen und Situationen

  • Umgang mit den Peers (Freundschaften eingehen und pflegen)
  • Umgang mit Unvorhergesehenem (Thema Flexibilität)
  • Mit herausfordernden Situationen umgehen (Impulskontrolle)
  • Thematisieren schwieriger Themen
  • Unterstützung bei Veränderungen im familiären Umfeld

Selbständigkeit

  • Planung und Organisation im Alltag
  • Treffen wichtiger Entscheidungen
  • Aufbau und Stärkung der Handlungsmotivation

Was wird unter dem Asperger-Syndrom verstanden?

Das Asperger-Syndrom ist eine Form von Autismus. Es handelt sich um eine neurologische Abweichung des Gehirns, die zu einem grossen Teil vererbt wird. Die Formen und Ausprägungen des Autismus sind so vielfältig, dass man eher von einem autistischen Spektrum spricht. Manche Kinder sind stark autistisch, manche nur schwach betroffen. Die Übergänge sind fließend.

Die Andersartigkeit der Kinder macht sich häufig bereits im Kindergartenalter oder in der Primarschule bemerkbar. In manchen Fällen werden die Symptome aber auch erst später erkannt und richtig gedeutet.

Folgende Besonderheiten sind typisch für das Asperger-Syndrom:

Soziale Kommunikation

Asperger-Kinder haben weniger sprachliche Probleme. Ihr Wortschatz ist oft groß, und sie können sich grammatikalisch korrekt und komplex ausdrücken. Kommunikationsprobleme liegen vorwiegend im Bereich der sozialen Interaktion: Asperger-Kinder finden es oft schwierig, die sozialen und emotionalen Aspekte eines Gesprächs zu verstehen und sich selbst diesbezüglich auszudrücken:

  • Sie finden es schwierig, Gesichtsausdrücke, Körpersprache und den Tonfall zu interpretieren.
  • Sie wissen oft nicht, wie ein Gespräch begonnen oder beendet wird, welche Themen angemessen sind und wie das Thema gewechselt wird.
  • Asperger-Kinder nehmen Dinge sehr wörtlich und verstehen Anspielungen vielleicht nicht. Manche Kinder nehmen Ironie, Witze, Metaphern oder Sarkasmus wörtlich und sind eher faktenorientiert.

Sozialverhalten

Kinder mit Asperger-Syndrom empfinden den Umgang mit anderen Menschen und den Aufbau von Beziehungen als schwierig.

Sie können die ungeschriebenen Regeln der sozialen Interaktion nicht verstehen und benehmen sich teilweise „unangemessen“ im Umgang mit ihren Mitmenschen und Spielkameraden.

Gewisse Asperger-Kinder zeigen kein Interesse am Spiel mit anderen Kindern und spielen lieber für sich. Die Kinder haben Mühe, sich in andere hineinzuversetzen und besitzen kein intuitives Gespür dafür, wie sich das Gegenüber fühlt oder was es denken könnte.

Wahrnehmungsverarbeitung – Sensorische Überempfindlichkeit

Kinder mit Asperger-Syndrom haben oft Besonderheiten in der Wahrnehmungsverarbeitung. Diese können in einem einzigen oder in allen Sinnen auftreten (Sehen, Hören, Berührung, Geschmack, Gleichgewicht und Körperwahrnehmung). Die Besonderheiten in der Wahrnehmungsverarbeitung führen oft zu sensorischen Schwierigkeiten. Zum Beispiel können grelle Lichter, Lärm, intensive Gerüche oder bestimmte Materialien auf der Haut für Kinder mit Asperger unangenehm, schmerzhaft oder beängstigend sein.

Exekutive Funktionen

Unter „Exekutive Funktionen“ wird die Fähigkeiten des Planens und Organisierens verstanden. Dazu gehören auch die Impulskontrolle (z.B. unkontrollierte Wutausbrüche) sowie die geistige Flexibilität (sich auf neue Situationen und Gegebenheiten einstellen).

Durch die Einschränkung dieser Fähigkeiten haben die Kinder oft Schwierigkeiten beim Lernen. Sie haben beispielsweise Mühe sich zu organisieren und beim Planen und Erledigen der Hausaufgaben. Sie suchen seltener neue Lösungswege, wenn eine Strategie nicht funktioniert.

Bedürfnis nach Beständigkeit

In manchen Fällen beharren die Kinder darauf, den immer gleichen Tagesablauf einzuhalten. Selbst kleine Veränderungen können zu großer Verunsicherung, Überforderung und Stress führen. Um zu versuchen, die Welt vorhersagbarer und weniger verwirrend zu gestalten, haben viele Kinder mit Asperger-Syndrom Routinen und Rituale (eine bestimmte Art, Dinge zu tun), auf die sie bestehen.

Spezialinteressen

Asperger-Kinder haben oft spezielle Interessen mit denen sie sich intensiv und ausdauernd beschäftigen. Diese Spezialinteressen beherrschen oftmals auch ihre Gespräche. Auch das Sammeln und Horten von gewissen Gegenständen ist typisch für die Betroffenen.

Meine Erfahrung mit Asperger-Kindern

Blick durch die „Autismus-Brille“

Bei der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen mit Asperger-Syndrom erlebe ich immer wieder wie sie in ihrem Verhalten von ihrem Umfeld missverstanden werden. Aufgrund ihrer Besonderheiten nehmen die Betroffenen die Welt um sich herum anders wahr. Asperger-Kids sind in verschiedenen Situationen schneller überfordert und überreizt. Die Reaktionen darauf sind häufig Verweigerung, Wutausbrüche und Aggressionen oder auch im Gegenteil der stille Rückzug des Kindes.

Mir ist es ein grosses Anliegen, dass das direkte Umfeld der Kinder versteht, dass das herausfordernde Verhalten nicht aus böswilliger Absicht resultiert. Vielmehr ist es Ausdruck starker Überreizung oder Überforderung und kann somit als direkter Hilferuf verstanden werden!

Wenn das Umfeld die Besonderheiten der Asperger-Kinder besser versteht und auf was es im Umgang mit ihnen ankommt, verbessert dies die Kommunikation.

Erst wenn wir die sogenannte „Autismus-Brille“ aufsetzen – also versuchen, die Welt mit den Augen des Kindes zu sehen – werden wir erkennen, welche unsichtbaren Beeinträchtigungen und versteckten alltäglichen Herausforderungen es sich stellen muss. Das Verständnis durch den Perspektivenwechsel der Bezugspersonen legt den Grundstein für ein gelingendes Miteinander mit dem Kind.

Spezifische Ansätze und Methoden für Asperger-Kinder

  • Ein für mich ausgesprochen effektives Arbeitsinstrument ist der „TEACCH®-Ansatz“. Dieser wurde bereits in den 60er Jahren in den USA entwickelt und zählt zu den wenigen autismusspezifischen und gut evaluierten Methoden im Bereich der Förderung und Unterstützung von Menschen im Autismus-Spektrum.
    TEACCH® hat zum Ziel, Kindern und Jugendlichen im Autismus-Spektrum mittels strukturierenden und visuellen Hilfen Orientierung und Sicherheit zu vermitteln und ihnen dadurch in ihrem Alltag möglichst viel Selbständigkeit und Lebenszufriedenheit zu ermöglichen.
  • Auf schulische Themen bezogen, arbeite ich zusätzlich mit der Methode „Structured Teaching“. Diese basiert auf dem TEACCH®-Ansatz. Im Fokus dabei steht die Strukturierung im Schulsetting.
  • Das Konzept „KleineWege“ ist eine weitere autismusspezifische Methode mit der ich gerne arbeite. Das Ziel dieses Förder- und Unterstützer-Ansatzes ist es, die bestmögliche Selbständigkeit und Teilhabe im jeweiligen Lebensumfeld zu erreichen. Ein Grundbaustein der Methode „KleineWege“ ist das „Konzept zum Aufbau von Handlungsmotivation“, welches sich an den individuellen Interessen der Kinder orientiert.

Hochsensitive Kinder und Jugendliche

Der Begriff der Hochsensibilität wurde erstmals 1997 von der US-Psychologin Elaine Aron definiert und findet seither immer mehr Beachtung.

Hochsensitivität ist weder eine Störung, noch ein Syndrom, sondern gilt als Veranlagung. Somit gibt es auch keine offizielle «Diagnose» für Hochsensitivität.

Hochsensitivität ist vererbbar. Es kommt daher häufig vor, dass in einer Familie mit einem oder auch zwei HSP-Elternteilen auch hochsensible Kinder leben. Ca. 15 bis 20% der Bevölkerung sind «highly sensitive Persons» (HSP).

Wie ein Mensch seine Hochsensibilität erlebt, ist sehr unterschiedlich. Es gibt jedoch einige Gemeinsamkeiten:

• Hochsensitive sind häufig sehr empathisch und erahnen intuitiv, in welcher Stimmung sich ihr Gegenüber befindet. Sie können ihre eigenen Emotionen schlechter von denen des Gegenübers abgrenzen. Empfinden andere Personen in ihrer Gegenwart z.B. Wut, Trauer oder Angst empfinden Hochsensible oft ähnlich und leiden stark mit.

• Hochsensitive neigen schneller zu einer Reizüberflutung. Folglich auch zu früherer Erschöpfung und geringerer Belastbarkeit. Sie geraten leichter unter Stress, was sich u. a. in Gefühlsaus- brüchen, psychosomatischen Beschwerden, Unkonzentriertheit oder Vergesslichkeit äußern kann.

• Das Nervensystem von Hochsensitiven reagiert sehr empfindlich auf die 5 Sinnesreize: Fühlen/ Tasten, Schmecken, Hören, Riechen und Sehen. Diese können unterschiedlich stark ausgeprägt sein und müssen nicht alle gleich empfindlich wahrgenommen werden

• Hochsensitive nehmen im Gegensatz zu Nicht-Hochsensitiven deutlich mehr Einzelheiten wahr, wodurch Gefühle intensiver erlebt, Geschehnisse genauer beobachtet und Entscheidungen stärker abgewogen werden.

Kinder haben meist noch keine erprobten Bewältigungsmechanismen und sind einer Überstimulation oft hilflos ausgeliefert. Reaktionen wie Ängstlichkeit, Schreckhaftigkeit, schnelle Ermüdung bis hin zu Verweigerung oder Aggressivität sind daher oft zu beobachten.

Was manchmal aussieht wie ADS, ADHS bis hin zum Autismus könnte auch nur eine unerkannte Hochsensitivität sein.

Aufgrund der Besonderheiten der hochsensitiven Kinder sind sie in verschiedenen Alltagsbereichen auf Unterstützung angewiesen:

• Das Kind braucht Strategien, wie es seine Reizüberflutung in Grenzen halten kann.

• Veränderungen in der Alltagsstruktur sollten angekündigt oder gar eingeübt werden.

• Dinge wie eine Klassenfahrt oder Übernachtungsparty können für ein hochsensibles Kind äußerst herausfordernd sein (Unvorhergesehenes, Lärm, keine Rückzugsmöglichkeiten…)

• Hörspiele, Kinderfilme oder –bücher können für hochsensitive Kinder aufwühlend sein (z.B. jemand befindet sich in Gefahr, ein Haus brennt etc.). Folge davon können bspw. vermehrte Albträume sein.

Ziele im Coaching von hochsensitiven Kindern und Jugendlichen können sein:

einen Umgang mit der Überreizung finden

• Strategien erarbeiten um sich abgrenzen zu lernen

• die eigenen Bedürfnisse erkennen und benennen können

• für sich einstehen lernen (und auch einmal «nein» sagen dürfen)

• mit grösseren Veränderungen im Leben umgehen zu können (bspw. Umzug, Schulwechsel, Trennung der Eltern)

erlernen von stressregulierenden Techniken und Übungen für den Alltag (z.B. für besseres Einschlafen)

Gerne unterstütze ich auch Sie als Eltern eines hochsensitiven Kindes (oder als selbst hochsensitive Elternteile) dabei, einen gelingenden Umgang mit der Hochsensitivität zu finden, passende Handlungsstrategien zu entwickeln und im Alltag umzusetzen.